Mittwoch, 16. Oktober 2019

EINE STUNDE MIT SIGI MAYER

sigi mayer, freund, mentor, vorbild
als ich vor rund 1 1/2 jahren mit der talkreihe "eine stunde mit..." begann, stand für mich eine ganz wesentliche motivation im vordergrund. wie schaffen wir es wieder begeisterung in die branche zu tragen?

es gibt so viele großartige kreative und gerade im bereich grafik design gibt es davon besonders viele. dennoch muss ich feststellen, dass uns irgendwie die freude verlassen hat.
vielleicht sind es die rahmenbedinungen unter denen wir arbeiten müssen, die fehlende wertschätzung und vor allem die fallenden honorare. ich spüre nur, dass es so ist.


sigi mayer, dieser 70jährige quergeist bewies jedoch einmal mehr, dass er sich seine ganz persönliche begeisterung nicht nehmen lässt. dass es nur an uns selbst liegt, dass wir tolle ideen und konzepte entwickeln und auch umsetzen. projekte, die selbst begeistern. 


diese projekte und ideen gehören gezeigt, um wiederum andere anzustacheln. darum finde ich es großartig, dass es mittlerweile in wien eine reihe von veranstaltungen und festivals gibt, die top kreative nach wien holen und somit einen austausch ermöglichen. stellvertretend möchte ich folgende erwähnen: forward festival, offf festival, creative mornings, jetzt-konferenzen, die vielen events von design austria und cca, uvm. in vielen fällen konnte ich kooperationen zwischen den veranstalterInnen und der fachgruppe werbung vermitteln. wir fanden dafür auch immer eine ganz knappe mehrheit, weil wirtschaftsbund und unos konsequent gegen eine jede dieser veranstaltungen stimmten. natürlich auch gegen eine stunde mit...
wer mich kennt, weiß, das ficht mich nicht an. die branche ist mir ein anliegen und so lange ich die möglichkeiten dazu habe, werde ich mich weiterhin für sie einsetzen.


aber vor allem gilt: wir begeistern uns, um andere zu begeistern.

VERGABE CORPORATE DESIGN ÖGK

ich setze mich ja seit jahren für ordentliche honorare und vergaben ein. darum habe ich zb. die kritik am rebranding der stadt wien & bei orf1 nicht nachvollziehen könnnen.
das waren beides sehr saubere verfahren und die umsetzungen wurden professionell durchgeführt und der aufwand der dahintersteckte war enorm.
warum sehe ich das also im fall der #ögk anders?
1. die ganze ausschreibung macht stutzig und als gelernter österreicher gibt es mehr als einen anhaltspunkt skeptisch zu sein. ich habe dazu meine bedenken gleich nach studium der ausschreibungsunterlagen geäußert. das war ende märz.
2. ausschreibung, vergabe und erste umsetzungen innerhalb von ca. 2 monaten, das klingt rekordverdächtig. als jemand, der mit seiner agentur solche projekte durchführt und selbst auch schon eine europaweite ausschreibung durchgeführt hat, kann ich mit gutem gewissen behaupten, das geht so eigentlich nicht.
3. die höhe des honoras. über das will ich an sich am wenigsten streiten. fakt ist aber auch, dass maßlos überteuerte honorare unserer branche ebenso schaden, wie das dumping der preise. in der öffentlichkeit kursieren nun auch zwei zahlen. 400.000 für das "branding" und dann noch einmal rund 3 mio euro für die bewerbung der neuen marke. ich halte beides für sachlich überhöht.
warum?
4. es handelt sich im kern nicht um eine neue marke. die ögk erfüllt inhaltlich das, was bisher 9 gkk erbracht haben. es handelt sich um eine pflichtversicherung ohne konkurrenz. sie handelt auch im gegensatz zum orf und der stadt wien rein national. das heißt copyrights können auch nur national anfallen. ein markenprozess kann nie in wenigen wochen vonstatten gehen.
5. sehr wohl aber ein logo wie es die öffentlichkeit nun kennt und das wie es scheint, eine doublette ist. eine solche kann schnell mal passieren, aber zu einem professeionellen rebrandingprozess bzw. einer neuentwicklung einer cd/ci bzw. eines logos gehört eben auch die recherche nach doubletten. das scheint hier ganz offensichtlich nicht geschehen zu sein.

liest man sich die ausschreibungsunterlagen für das rebranding der #ögk durch, kann man sich nur wundern.
abgabetermin für die angebote war der 9.5..
in der ausschreibung selbst wird davon gesprochen, dass im juni die rahmenvereinbarung abgeschlossen wird.
mit dem angebot musste schriftlich ein brandingkonzept abgegeben werden. das im übrigen mit 700 von 1000 möglichen punkten niederschlägt. das ist insofern interessant, als dass bei einer ausschreibung der fachgruppe werbung wien, die ich begleiten durfte, die uns betreuende anwaltkanzlei schwere bedenken hatte, den faktor preis mit weniger als 50% zu bewerten. mit müh und not konnte ich ihn bei 40% niederschreiben lassen. hier gehen also sogar 30%.

darum will ich mich kurz mit dem kolportieren honorar befassen.
im raum stehen ja 400.000 euro. das ist aus meiner sicht zu kurz gegriffen.
die ausschreibung verlangt eine kalkulation von 1.100 personentagen. 800 für das jahr 2019, 300 für das jahr 2020.
wenn es das projekt verlangt, kann auf 1.500 personentage ausgeweitet werden.
wenn man konservativ für einen personentag 1000 euro veranschlagt macht das ein budget das zwischen 1,1 mio und 1,5 mio euro liegt. ich würde an dieser stelle noch einmal festhalten, dass ich mir keinen prozess für die ögk vorstellen kann, die ein solches honorar rechtfertigen könnte.
aber wir können das ganze ja mit einer ähnlichen beauftragung vergleichen. das branding der neuen svs. diese ist aus der fusion aus #sva und #svb hervorgegangen. also unternehmer und bauern sind ab 2020 in einer sozialverischerung. hier geht es um zwei sehr unterschiedliche versicherungsgruppen, mit unterschiedlichen leistungskatalogen und beitragsgrundlagen. im rahmen eines markenprozesses ist also doch einiges zu berücksichtigen. wie ich höre, lagen die kosten dafür bei einer 5stelligen summe. was ich auch für mehr als gerechtfertigt halte.
noch ein hinweis: als die pensionsversicherungsanstalt der angestellten mit jener der arbeiter unter schwarz-blau I fusioniert wurde, hat die entwicklung des logos damals rund 13.500 euro gekostet.
aber fangen wir noch einmal mit dem vergabeverfahren an. vorab, es haben nur zwei agenturen angebote abgegeben. wenn man bedenkt, dass es in österreich rund 30.000 gewerbebrechtigungen gibt, dann erstaunt das schon sehr. aber vielleicht hat das ja etwas mit den ausschreibungsbedingungen zu tun, denn die sind so gefasst, dass wahrscheinlich 99,9% aller kolleginnen und kollegen aus dem raster fallen. unter umständen hat das damit zu tun, dass das laut unterlagen ein "einzigartiges jahrhundertprojekt" ist.
wie sahen die bedingungen für die teilnahme aus?
1. in den letzten drei jahren ein durchschnittlicher umsatz von mind. 500.000 netto
2. eine betriebshaftpflichtverischerung mit einer mindestdeckung von 500.000 euro
3. ein motivationsschreiben
4. mind zwei referenzen, die in den letzten 7 jahren erbracht worden sind.
punkt 4 ist besonders interessant.
die referenzen von töchterunternehmen zählen mit. ich kenne nicht viele agenturen mit tochterunternehmen, aber vielleicht wollte man damit einer bestimmten agenturgruppe helfen?
eine referenz musste ein rebranding sein mit einem mindesthonorar von 50.000 euro (das ist fair), die zweite referenz eine kampagne aus den bereichen: gesundheit & soziales, soziale infrastrktur, "dienstleistungen" (was immer man darunter versteht). mindest umsatz der kampagne 500.000 euro, überregional und muss mind. 700.000 menschen erreicht haben. auftraggeber muss die öffentliche hand gewesen sein.
das schränkt das teilnehmerfeld schon bedeutend ein. das könnte auch eine erklärung dafür sein, dass nur zwei teilnehmer in der zweiten verfahrenstufe ein abstandshonorar erhalten hätten. bei mehr als drei teilnehmern wäre der 4. schon leer ausgegangen. eine unsitte, die ich schon seit langem kritisiere. in der ausschreibung selbst ist von keiner begrenzung des teilnehmerfeldes auf drei die rede. aber vielleicht wussten ja die auftraggeber auf wen die ausschreibungsbedingungen perfekt passen würden und dass sich so nur wenige beteiligen würden.
und jetzt kommt man zu einem entscheidenden punkt, der mir immer wieder zugetragen wurde. ob es tatsächlich so ist, müssen stellen klären, die dazu mehr befugnisse und möglichkeiten haben als ich, aber die indizien sprechen für sich.
das ganze soll eine politische entscheidung gewesen sein. das blaue sozialministerium soll den auftrag an jemanden vermitteln, bei dem ein blauer verbindungsmann geparkt wurde. konkret geht es um andreas bussek. er ist fpö bezirksrat im dritten bezirk (heimatbezirk von hc strache) und sitzt für die fpö in der wirtschaftskammer wien. andreas bussek wurde in der mccann geparkt, die wiederum eine 100% tochter der GGK MullenLowe ist. die fcb neuwien ist ebenso eine 100% tochter der GGK MullenLowe. quellen aus dem agenturnetzwerk berichten, dass es sogar fpö-meetings in den agenturräumlichkeiten gegeben haben soll. ich will mir gar nicht vorstellen, was der agenturgründer der GGK hans schmid davon hält. das soll branchenintern soweit bekannt gewesen sein, dass jene agenturen die theoretisch leistungsfähig gewesen wären von einer teilnahme abstand genommen haben.
andreas bussek ist bei einer vergabe eines ministerium schon einmal aufgefallen, als er einen etat des blauen verkehrsministeriums erhielt.
https://www.profil.at/…/verkehrsministerium-werbeagentur-fp…
persönlich darf ich kollegen bussek zweimal im jahr im wiener wirtschaftskammerparlament erleben und wenn ich ehrlich sein soll, würde ich mir das inhaltlich ein jedes mal gerne ersparen.
je mehr man von dieser ausschreibung erfährt, desto mehr muss man den eindruck gewinnen, dass das ganze so nicht vergeben werden darf.

Montag, 13. Mai 2019

DIGITALSTEUER

es ist eine halbe ewigkeit her, dass ich einen blogbeitrag geschrieben habe, aber ich gelobe besserung. es gibt derzeit so viele themen, über die ich schreiben wollen würde, dass ich gar nicht nachkomme. heute will ich aber nur ganz kurz zum thema digitalsteuer schreiben und wie die wko damit umgeht.

die digitalsteuer wird uns als kampf gegen die internetkonzerne verkauft und soll angeblich steuergerechtigkeit herstellen. doch schon auf den ersten blick wird klar, dass das nicht viel mehr als augenauswischerei ist. alles was gemacht wird, ist, dass man die werbeabgabe, die ein weltweites unikum ist, auf ein paar internetgiganten ausweitet. 


dazu muss man folgendes wissen. position der wko und auch der fachgruppe werbung war es immer, die werbeabgabe zu streichen. sie ist eine der vielen bagatellsteuern und einfach nicht mehr zeitgemäß. nun bleibt sie nicht nur, sondern sie wird für einen marketinggag der angeblichen steuergerechtigkeit verwendet. denn wie der name schon sagt, handelt es sich um eine abgabe und keine steuer. diese abgabe zahlen auch nicht google, fb & co sondern der endverbraucher, es ist also eine art konsumentensteuer


doch selbst für den fall, dass dem nicht so wäre, fände ich eine 5% flattax für internationle konzerne einen witz.


jetzt kommt die wko ins spiel, denn sie hat zum gesetzestext eine stellungnahme geschrieben und die hat mich doch sehr verblüfft.
"Der Steuersatz in Höhe von 5% wird begrüßt, wenn gleichzeitig die klassische Werbeabgabe auf 3% reduziert wird. Da die steuerliche Schieflage sowohl in Bezug auf die einseitige Belastung der österreichischen Werbeabgabe auf „klassische“ Medien, als auch in Bezug auf fehlende Investitionen im Inland besteht, erscheint ein Steuersatz in Höhe von 5% bei gleichzeitiger Senkung der bisherigen Werbeabgabe zu Gunsten inländischer Medienunternehmen gerechtfertigt. Daher sollte gleichzeitig der Abgabensatz der klassischen Werbeabgabe auf 3% gesenkt werden"


man begrüßt also eine extrem niedrige abgabe und wäre zu einem klassischischen kuhhandel bereit und würde damit gleich zwei wesentliche forderungen aufgeben.
1. die abschaffung der werbeabgabe als ganzes
2. eine echte besteuerung von gewinnen von internetgiganten in österrreich

um zweiteres wirklich zu erreichen, ist die werbeabgabe, die als digitalsteuer getarnt wird, das falsche mittel. man muss dfür die digitale betriebsstätte einführen. nur so kann sichergestellt werden, dass steuerfairness eingeführt wird. das kann man im nationalen alleingang versuchen, besser jedoch wäre es, wenn man das auf eu-ebene einführen würde und so mögliche rechtsunsicherheiten stichwort doppelbesteuerungsabkommen umgehen würde. aber ich habe so meine zweifel, dass unsere bundesregierung das wirklich nachhaltig probieren würde. 

dieses beispiel zeigt eindeutig, dass die wko am ende des tages immer an der seite der großen konzerne steht. kampagnen, die das gegenteil behaupten, sind daher nichts anderes als der versuch den eigenen mitgliedern sand in die augen zu streuen. 
 

Mittwoch, 21. Februar 2018

WERTSCHÄTZUNG


Gut Ding braucht bekanntlich Weile und es war ein hartes Stück Arbeit für uns, die Wertschätzungskampagne der Fachgruppe Werbung Wien vom ersten Ansinnen, über einen entsprechenden Antrag, über die europaweite Ausschreibung, dem Pitch hin zum konkreten Ergebnis zu begleiten, das wir diese Wochen sehen dürfen.


Als ich mit der Idee einer Wertschätzungskampane zum damaligen Fachgruppenobmann Stephan Götz ging, dem ich an dieser Stelle für seine Unterstützung danken möchte, lag mir das Thema schon seit geraumer Zeit auf der Seele. Viele Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen, aber natürlich auch die Selbstwahrnehmung aus rund 20 Jahren Verbundenheit mit dieser Branche zeichnen ein eher düsteres Bild.  Darum war es uns und mir sehr wichtig, dass wir mit dieser Kampagne gleich mehrere Signale aussenden. 
1. Wir arbeiten in einer wunderbaren Branche und haben oft das Glück für wunderbare Kunden zu arbeiten. 2. Die Ergebnisse unserer Arbeit überdauern die Zeit, das gilt oft für jenen Bereich in dem ich selbst tätig sein darf, dem Graphic Design - Stichworte Logos, Packaging Design 3. In welchem Beruf sonst darf man jeden Tag etwas erfinden?

Zusammengefasst kann man sagen, wir wollen uns selbst den Stolz zurückgegeben, der uns über die Jahrzehnte verloren gegangen ist. Im Ranking der unbeliebtesten Berufe streiten wir uns mit Politikern um die letzten Plätze. Das darf nicht so bleiben, weil es sonst zu einem nachhaltigen Schaden für die Werbe- & Kommunikationsbranche kommen würde. Schlechtes Image schlägt auf den Nachwuchs durch und schlecht motivierte Kreative werden für ihre Kunden nur mäßige Ergebnisse abliefern.

Wenn wir über Wertschätzung sprechen, muss man natürlich auch das Thema Honorare ansprechen und im Wort Honorar steckt ja eigentlich alles drin, was man dazu sagen soll. Herkunft: lateinisch honorarium = Ehrensold / lat. honorare ehren, auszeichnen  – mehr Wertschätzung für eine geleistete Arbeit kann man eigentlich nicht zum Ausdruck bringen. Leider ist es so, dass die Honorare seit geraumer Zeit im freien Fall sind. Das schlägt sich natürlich nicht nur aufs Gemüt aus. Wir haben dazu eine Reihe von Studien in Auftrag gegeben und die erste zum Bereich Grafik Design wird in wenigen Wochen publiziert. So viel vorweg: in 10 Jahren kam es zu einem durchschnittlichen Honorareinbruch von 25-40%.  Mit ein Grund warum sich die sogenannte Agenturlandschaft so radikal verändert hat, von einer solchen kann man heute eigentlich nicht mehr sprechen. Wenn wir ehrlich sein wollen, tragen wir dabei natürlich auch eine Mitschuld. Die Geschichten über unmoralische Angebote könnten ganze Bücher füllen.

Jetzt aber wollen wir eine Internetplattform, das Herzstück der Kampagne mit vielen Positivbeispielen füllen. Dabei geht es um alle Bereiche der Kommunikationsbranche, ob es also um klassische Werbung, Graphic Design, PR, Webdesign, Meinungsforschung uvm. mehr geht, alle sollen sichtbar werden. Einreichen kann man über dieses Einreichformular:
https://werbungwien.at/reichen-sie-hier-ein/
Sichtbar werden alle Arbeiten dann hier: www.gutewerbung.at 

So wollen wir jener Generation, die nicht mehr von ihren Erinnerungen an die gute alte Zeit leben kann und sich daran ein wenig aufrichten kann, ein neues Standesbewusstsein zu geben. Seid stolz auf eure Arbeit, seid stolz auf das, was ihr könnt und liebe Kunden seid stolz darauf, in Wien die besten Kreativen Österreichs zur Verfügung zu haben.


Zum Schluss noch ein Eventtipp in eigener Sache.
Am 15.3.2018 starte ich mit einer neuen Talkreihe - "Eine Stunde mit..." 
Mit dieser will eine Lücke schließen. Ich möchte mich mit herausragenden Persönlichkeiten der Kreativbranche - Schwerpunkt wird der Bereich Graphic Design bilden - treffen und mit ihnen nicht so sehr über ihre Arbeiten reden, sondern darüber was sie antreibt, wie sie so geworden sind, wie sie so bleiben, wie sie sind. Es wird also viel über Leidenschaften, das Unangepasste, das Herumspinnen und Verrücktsein gehen. Eigenschaften, die uns zunehmend verloren gehen, aber die Basis unserer Arbeit ausmachen sollten.

Den Anfang macht Eric Kessels von Kessel & Kramer. Ein großartiger Kreativer! Ich freue mich schon sehr auf das Gespräch.
Anmelden kann man sich hier: 
https://vama.wkw.at/login.aspx?VANR=13007378
Die Teilnahme ist kostenlos.

An dieser Stelle möchte ich beim Team des forward festivals bedanken, die diese Veranstaltungsreihe überhaupt möglich gemacht haben. Lukas Kauer - Othmar Handel vielen Dank!


Freitag, 29. September 2017

wahl-kampf-werbung



gestern (28.9.2017) durfte ich als co-moderator der welcome lounge der fachgruppe werbung wien zum thema "der wahlkampf 2017 aus kommunikationssicht" einspringen und die erkenntnisse des abend waren doch welche, die uns als branche zu denken geben sollten.

zwei kernaussagen hallen in mir nach und darüber sollten wir uns gedanken machen.

1. externe agenturen werden immer unwichtiger, ein großteil der arbeit erfolgt inhouse. agenturen liefern nur noch das grundlegende
2. das plakat ist in österreich nicht tot zu kriegen, selbst die neos investieren 50% ihres mediabudgets in plakate

besonders über punkt 1 sollten wir nachdenken, denn das ist eine entwicklung, die immer mehr um sich greift und sicher ihre gründe hat. ein grund für mich ist, dass die kommunikationskanäle immer vielseitiger und teilweise auch komplexer werden, es aber die sogenannte fullservice agentur gar nicht mehr gibt.
kunden müssen also x-mal unterschiedliche anbieter briefen, bzw. aufträge ausschreiben und das wird zunehmend mühsamer. mit ein grund ein ausschreibungsgesetz bei dem mittlerweile beim ausschreiber angst etwas falsch zu machen, das größte leitmotiv ist. ich durfte selbst meine erfahrungen mit einer europäischen ausschreibung machen, diese möchte ich in einem eigenen blogbeitrag zusammenfassen.

ich persönlich denke noch immer, dass eine gute externe beratung und umsetzung einen größeren mehrwert für den kunden bringt und das sage ich nicht als interessensvertreter, sondern weil ich tatsächlich daran glaube.
die kommunikationsbranche ist eine ungeheuer vielseitige und eine die die oben beschriebenen komplexen herausforderungen jeden tag zu bewältigen hat. wir lernen jeden tag dazu durch aufgabenstellungen, die uns unterschiedliche kunden stellen. und genau daraus entsteht der mehrwert für jeden kunden. zudem ist der blick von außen wichtig, denn wir sollen ja ein produkt auch infrage stellen und somit besser machen. inhouse kann schnell eine art kadergehorsam um sich greifen, der am ende des tages der kommunikation schadet.

noch kurz zum fetisch plakatwerbung. er ist nicht klein zu bekommen und die analysen waren ehrlich und aufrichtig. das plakat wird produziert, damit man es pr-mäßig verwerten kann und mit der berichterstattung über die plakate reichweite generiert. ein phänomen das so auch nur in österreich mit seiner zeitungslandschaft funktionieren kann und zweitens wird es für das wohlbefinden der eigenen funktionäre aufgestellt. es ist also ein motivator, ein verstärker für die gemeinschaft. interessanterweise dient es nicht im wortsinn als plakativer botschaften- und markenkanal.


zum schluss muss ich der diskutantin und den diskutanten respekt zollen. sich mitten im wahlkampf die zeit zu nehmen, um mit uns zu diskutieren und insights über das eigene verhalten zu geben, ist wirklich großartig. danke daher an elisabeth köstinger, georg niedermühlbichler, robert luschnik und nick donik. herbert kickl blieb der veranstaltung fern. wahrscheinlich ist er zu früh rechts abgebogen. 

mehr zur diskussion auch hier: 

http://www.horizont.at/home/news/detail/der-nationalrats-wahlkampf-aus-dem-kommunikationsblick-2.html?cHash=b76c12ec3b7afdbdac3c43a6b2a8fd80


http://werbungwien.at/2017/09/29/derwahlkampf2017auskommunikationssicht/

Montag, 27. März 2017

pink macht auf blau

der vor einigen tagen ausverhandelte kollektivvertrag für die fachgruppe werbung wien lässt die wogen hochgehen und bei manchen könnte man den eindruck gewinnen, dass auch die sicherungen durchbrennen.

worum geht es?
wie jedes jahr wurde der kollektivvertrag für 14.000 beschäftigte in wien verhandelt und damit auch die anpassung der mindestlöhne (derzeit bei rund 1450,- brutto / monat). diesmal war uns als rot-grüne reformpartnerschaft aber wichtig und auch eine voraussetzung dafür, dass wir auch über einen gänzlich neuen kollektivvertrag verhandeln, weil der derzeit gültige rund 40 jahre alt ist und in weiten teilen nicht mehr unseren bedürfnissen entspricht. das ist uns nach 3 monaten harten verhandlungen auch gelungen. es gibt eine ganz konkrete inhaltliche und zeitliche roadmap für einen neuen kollektivvertrag. damit gab es auch keinen grund die löhne jener mitarbeiter nicht zu erhöhen, die den mindestlohn bekommen.

geeinigt haben wir uns auf 1,33% mit gültigkeit märz damit auf die unternehmer nicht die mehrkosten einer sogenannten rollierung zukommen (rückwirkende bezahlung der erhöhung für jänner / februar). das sind aufs jahr gerechnet 1,1%.
in summe also ein mehr als respektables ergebnis, ich würde sogar sagen, es ist außergewöhnlich gut.

leider verkamen diese verhandlungen fachgruppen intern zu einer ideologischen auseinandersetzung. teile des wirtschaftsbundes und teile der unos (neos) wollten den kollektivvertrag kündigen bzw. auf keinen fall eine tarifanpassung vornehmen, so lange es keinen neuen kollektivvertrag gibt. 
man kann sowohl für das eine, wie auch für das andere position beziehen, das ist aus meiner sicht vollkommen legitim, ich lehne das zwar inhaltlich ab und habe dafür auch aus meiner sicht gute argumente, aber verschiedene meinungen sind in einer demokratie nicht nur zulässig sondern wichtig. 

was jedoch aus meiner sicht gar nicht geht, ist es, anderen diese meinung abzusprechen und sie für ihre haltung zu beschimpfen. dass sich gerade kollege alexander khaelss-khaelssberg von den unos dazu in einer besonders unflätigen art und weise dazu hinreißen ließ, wirft kein gutes licht auf die unos. ich will vorausschicken, dass ich denke, dass von den 5 mandatarinnen und mandataren 3 diese ausdrucksformen nicht verwenden würden, auch wenn in ihrem namen der folgende blogbeitrag geschrieben wurde.


was mir bei der diktion von khaelss-khaelssberg auffällt, ist der umstand, dass man eine solche wortwahl eigentlich nur von der fpö gewöhnt ist. die schießt sich schon seit den 90igern auf die gesetzlichen interessensvertretungen ein und beschimpft ehrenamtliche funktionäre gerne pauschal als bonzen, die vertretenen in den kammern sind allesamt zwangsmitglieder. das erinnert immer mehr an die rufe "wir sind das volk". auch hier gilt: natürlich ist es legitim die wko infrage zu stellen, das tue ich ja auch und natürlich kann man die meinung vertreten, dass die pflichtmitgliedschaft nicht mehr in die zeit passt, aber dafür kann man dennoch andere worte finden. zudem finde ich es einigermaßen skurril, dass man sich in eine institution wählen lässt, die man so sehr ablehnt. daraus ergeben sich naturgemäß anachronismen, darum erinnern mich manche auch immer mehr an reichsbürger als an ehrliche interessenvertreter. 



wenn aber kollege khaelss-khaelssberg all jene als schwachmaten und gehirnamputierte bezeichnet, die nicht seiner meinung sind, dann muss ich den eindruck gewinnen, dass er wohl eine zu lange reise in die familienvergangenheit angetreten ist, als noch galt "wir (ich) bin der staat". er muss damit leben, dass zwei gewählte fraktionen team werbung wien - swv und grüne wirtschaft zusammen mehr stimmen bekommen haben, als wirtschaftsbund und neos. es gibt einen gewählten obmann und eine auf bestimmte sachthemen geschlossene reformpartnerschaft. diese hat sich vorgenommen den kollektivvertrag zu modernisieren und das wird uns auch gelingen. 

dass die unos hier inhaltlich nicht mitarbeiten wollen, finde ich schade, aber nach zwei jahren erfahrung verwundert mich das auch nicht. es gab in all der zeit keinen einzigen inhaltlichen beitrag, mir ist kein einziger satz zu einem zu begutachtenden gesetz in erinnerung, ich kenne keine idee, kein konzept, wie man der branche helfen könnte bzw. die rahmenbedingungen verbessern könnte. mir ist bewusst, dass das arbeit ist und damit zeit kostet, aber gerade die zu beschimpfen, die bereit sind, diese zeit aufzubringen, ist schon einigermaßen kühn.


wenn er von einer schwachbeinigen versagertruppe schreibt und damit mit dem finger auf 16 gewählte mandatarinnen und mandatare zeigt, dann sollte er sich bewusst sein, dass in diesem augenblick vier auf ihn selbst gerichtet sind. das würde dann wohl der wahrheit auch näher kommen. 

inwieweit eine haltung für die unos - die ja als teil der neos österreich erneuern wollen, tragbar ist, die da lautet, egal was ihr vorlegt, ich werde dagegen stimmen, darüber sollten sich die wähler der unos gedanken machen. es waren ja nicht so wenige. 

Mittwoch, 15. März 2017

heuchelei ist eine schwarze tugend

wir kennen das aus der "großen" politik. es gibt eine partei, die predigt den wert der familie und streicht doch familien das kindergeld. es gibt eine partei, die sieht sich als christlich und verwehrt doch flüchtenden hilfe und nächstenliebe, es gibt eine partei die behauptet eine wirtschaftspartei zu sein und betreibt doch bei beamten und landwirten protektionismus und klientelpolitik vom feinsten. die liste ließe sich unendlich fortsetzen. 

was für das große gilt, gilt auch für das kleine, in diesem fall die kleine welt der kreativbranche und im konkreten die fachgruppe werbung wien.
dort stimmen unsere schwarzen tugendwächter regelmäßig gegen ein sponsoring des forward festivals bzw. brachte heuer kollege florian laszlo einen abänderungsantrag ein, der die sponsorsumme halbierte und somit die möglichkeiten für mitglieder der fachgruppe werbung wien dieses inhaltlich wertvolle festival besuchen zu können.
das hält sie aber nicht davon ab, ein panel am festival zu hosten und mit zwei vertretern daran teilzunehmen.

nun stellt sich für mich die frage, welche motive steckten hinter diesem antrag? darf die fachgruppe werbung wien nicht im selben umfang am festival vertreten sein, wie ein vom wirtschaftsbund durchsetztes panel? das mit kraft-kinz eine teilnehmerin präsentiert, die sich selbst nicht als kreative sieht und mit pr auch nichts am hut hat? geht es also nur um gekaufte präsenz, selbst wenn diese inhaltlich wertlos ist?

das ist eben der unterschied von heuchlern und jenen in der fachgruppe werbung wien, die vesuchen unabhängig von ideologischen spielchen, das beste für 9.000 mitgliedsbetriebe zu erreichen.  ganz egal, ob das nun epu, kmu, graphic designer, werbeagenturen, pr-agenturen oder meinungsforscher sind. uns geht es um den kreativstandort wien. dafür ist das forward festival eine bereicherung und deswegen unterstützen wir es, ob wir nun selbst in erscheinung treten, ist uns dabei nicht so wichtig. das macht den unterschied aus und ich bin mir sicher, das wird auch so von den mitgliedern empfunden.

mehr von mir zum forward festival hier:
http://marcusarige.blogspot.co.at/2016/04/das-war-das-forward-festival.html