Mittwoch, 16. Oktober 2019

VERGABE CORPORATE DESIGN ÖGK

ich setze mich ja seit jahren für ordentliche honorare und vergaben ein. darum habe ich zb. die kritik am rebranding der stadt wien & bei orf1 nicht nachvollziehen könnnen.
das waren beides sehr saubere verfahren und die umsetzungen wurden professionell durchgeführt und der aufwand der dahintersteckte war enorm.
warum sehe ich das also im fall der #ögk anders?
1. die ganze ausschreibung macht stutzig und als gelernter österreicher gibt es mehr als einen anhaltspunkt skeptisch zu sein. ich habe dazu meine bedenken gleich nach studium der ausschreibungsunterlagen geäußert. das war ende märz.
2. ausschreibung, vergabe und erste umsetzungen innerhalb von ca. 2 monaten, das klingt rekordverdächtig. als jemand, der mit seiner agentur solche projekte durchführt und selbst auch schon eine europaweite ausschreibung durchgeführt hat, kann ich mit gutem gewissen behaupten, das geht so eigentlich nicht.
3. die höhe des honoras. über das will ich an sich am wenigsten streiten. fakt ist aber auch, dass maßlos überteuerte honorare unserer branche ebenso schaden, wie das dumping der preise. in der öffentlichkeit kursieren nun auch zwei zahlen. 400.000 für das "branding" und dann noch einmal rund 3 mio euro für die bewerbung der neuen marke. ich halte beides für sachlich überhöht.
warum?
4. es handelt sich im kern nicht um eine neue marke. die ögk erfüllt inhaltlich das, was bisher 9 gkk erbracht haben. es handelt sich um eine pflichtversicherung ohne konkurrenz. sie handelt auch im gegensatz zum orf und der stadt wien rein national. das heißt copyrights können auch nur national anfallen. ein markenprozess kann nie in wenigen wochen vonstatten gehen.
5. sehr wohl aber ein logo wie es die öffentlichkeit nun kennt und das wie es scheint, eine doublette ist. eine solche kann schnell mal passieren, aber zu einem professeionellen rebrandingprozess bzw. einer neuentwicklung einer cd/ci bzw. eines logos gehört eben auch die recherche nach doubletten. das scheint hier ganz offensichtlich nicht geschehen zu sein.

liest man sich die ausschreibungsunterlagen für das rebranding der #ögk durch, kann man sich nur wundern.
abgabetermin für die angebote war der 9.5..
in der ausschreibung selbst wird davon gesprochen, dass im juni die rahmenvereinbarung abgeschlossen wird.
mit dem angebot musste schriftlich ein brandingkonzept abgegeben werden. das im übrigen mit 700 von 1000 möglichen punkten niederschlägt. das ist insofern interessant, als dass bei einer ausschreibung der fachgruppe werbung wien, die ich begleiten durfte, die uns betreuende anwaltkanzlei schwere bedenken hatte, den faktor preis mit weniger als 50% zu bewerten. mit müh und not konnte ich ihn bei 40% niederschreiben lassen. hier gehen also sogar 30%.

darum will ich mich kurz mit dem kolportieren honorar befassen.
im raum stehen ja 400.000 euro. das ist aus meiner sicht zu kurz gegriffen.
die ausschreibung verlangt eine kalkulation von 1.100 personentagen. 800 für das jahr 2019, 300 für das jahr 2020.
wenn es das projekt verlangt, kann auf 1.500 personentage ausgeweitet werden.
wenn man konservativ für einen personentag 1000 euro veranschlagt macht das ein budget das zwischen 1,1 mio und 1,5 mio euro liegt. ich würde an dieser stelle noch einmal festhalten, dass ich mir keinen prozess für die ögk vorstellen kann, die ein solches honorar rechtfertigen könnte.
aber wir können das ganze ja mit einer ähnlichen beauftragung vergleichen. das branding der neuen svs. diese ist aus der fusion aus #sva und #svb hervorgegangen. also unternehmer und bauern sind ab 2020 in einer sozialverischerung. hier geht es um zwei sehr unterschiedliche versicherungsgruppen, mit unterschiedlichen leistungskatalogen und beitragsgrundlagen. im rahmen eines markenprozesses ist also doch einiges zu berücksichtigen. wie ich höre, lagen die kosten dafür bei einer 5stelligen summe. was ich auch für mehr als gerechtfertigt halte.
noch ein hinweis: als die pensionsversicherungsanstalt der angestellten mit jener der arbeiter unter schwarz-blau I fusioniert wurde, hat die entwicklung des logos damals rund 13.500 euro gekostet.
aber fangen wir noch einmal mit dem vergabeverfahren an. vorab, es haben nur zwei agenturen angebote abgegeben. wenn man bedenkt, dass es in österreich rund 30.000 gewerbebrechtigungen gibt, dann erstaunt das schon sehr. aber vielleicht hat das ja etwas mit den ausschreibungsbedingungen zu tun, denn die sind so gefasst, dass wahrscheinlich 99,9% aller kolleginnen und kollegen aus dem raster fallen. unter umständen hat das damit zu tun, dass das laut unterlagen ein "einzigartiges jahrhundertprojekt" ist.
wie sahen die bedingungen für die teilnahme aus?
1. in den letzten drei jahren ein durchschnittlicher umsatz von mind. 500.000 netto
2. eine betriebshaftpflichtverischerung mit einer mindestdeckung von 500.000 euro
3. ein motivationsschreiben
4. mind zwei referenzen, die in den letzten 7 jahren erbracht worden sind.
punkt 4 ist besonders interessant.
die referenzen von töchterunternehmen zählen mit. ich kenne nicht viele agenturen mit tochterunternehmen, aber vielleicht wollte man damit einer bestimmten agenturgruppe helfen?
eine referenz musste ein rebranding sein mit einem mindesthonorar von 50.000 euro (das ist fair), die zweite referenz eine kampagne aus den bereichen: gesundheit & soziales, soziale infrastrktur, "dienstleistungen" (was immer man darunter versteht). mindest umsatz der kampagne 500.000 euro, überregional und muss mind. 700.000 menschen erreicht haben. auftraggeber muss die öffentliche hand gewesen sein.
das schränkt das teilnehmerfeld schon bedeutend ein. das könnte auch eine erklärung dafür sein, dass nur zwei teilnehmer in der zweiten verfahrenstufe ein abstandshonorar erhalten hätten. bei mehr als drei teilnehmern wäre der 4. schon leer ausgegangen. eine unsitte, die ich schon seit langem kritisiere. in der ausschreibung selbst ist von keiner begrenzung des teilnehmerfeldes auf drei die rede. aber vielleicht wussten ja die auftraggeber auf wen die ausschreibungsbedingungen perfekt passen würden und dass sich so nur wenige beteiligen würden.
und jetzt kommt man zu einem entscheidenden punkt, der mir immer wieder zugetragen wurde. ob es tatsächlich so ist, müssen stellen klären, die dazu mehr befugnisse und möglichkeiten haben als ich, aber die indizien sprechen für sich.
das ganze soll eine politische entscheidung gewesen sein. das blaue sozialministerium soll den auftrag an jemanden vermitteln, bei dem ein blauer verbindungsmann geparkt wurde. konkret geht es um andreas bussek. er ist fpö bezirksrat im dritten bezirk (heimatbezirk von hc strache) und sitzt für die fpö in der wirtschaftskammer wien. andreas bussek wurde in der mccann geparkt, die wiederum eine 100% tochter der GGK MullenLowe ist. die fcb neuwien ist ebenso eine 100% tochter der GGK MullenLowe. quellen aus dem agenturnetzwerk berichten, dass es sogar fpö-meetings in den agenturräumlichkeiten gegeben haben soll. ich will mir gar nicht vorstellen, was der agenturgründer der GGK hans schmid davon hält. das soll branchenintern soweit bekannt gewesen sein, dass jene agenturen die theoretisch leistungsfähig gewesen wären von einer teilnahme abstand genommen haben.
andreas bussek ist bei einer vergabe eines ministerium schon einmal aufgefallen, als er einen etat des blauen verkehrsministeriums erhielt.
https://www.profil.at/…/verkehrsministerium-werbeagentur-fp…
persönlich darf ich kollegen bussek zweimal im jahr im wiener wirtschaftskammerparlament erleben und wenn ich ehrlich sein soll, würde ich mir das inhaltlich ein jedes mal gerne ersparen.
je mehr man von dieser ausschreibung erfährt, desto mehr muss man den eindruck gewinnen, dass das ganze so nicht vergeben werden darf.