Montag, 27. März 2017

pink macht auf blau

der vor einigen tagen ausverhandelte kollektivvertrag für die fachgruppe werbung wien lässt die wogen hochgehen und bei manchen könnte man den eindruck gewinnen, dass auch die sicherungen durchbrennen.

worum geht es?
wie jedes jahr wurde der kollektivvertrag für 14.000 beschäftigte in wien verhandelt und damit auch die anpassung der mindestlöhne (derzeit bei rund 1450,- brutto / monat). diesmal war uns als rot-grüne reformpartnerschaft aber wichtig und auch eine voraussetzung dafür, dass wir auch über einen gänzlich neuen kollektivvertrag verhandeln, weil der derzeit gültige rund 40 jahre alt ist und in weiten teilen nicht mehr unseren bedürfnissen entspricht. das ist uns nach 3 monaten harten verhandlungen auch gelungen. es gibt eine ganz konkrete inhaltliche und zeitliche roadmap für einen neuen kollektivvertrag. damit gab es auch keinen grund die löhne jener mitarbeiter nicht zu erhöhen, die den mindestlohn bekommen.

geeinigt haben wir uns auf 1,33% mit gültigkeit märz damit auf die unternehmer nicht die mehrkosten einer sogenannten rollierung zukommen (rückwirkende bezahlung der erhöhung für jänner / februar). das sind aufs jahr gerechnet 1,1%.
in summe also ein mehr als respektables ergebnis, ich würde sogar sagen, es ist außergewöhnlich gut.

leider verkamen diese verhandlungen fachgruppen intern zu einer ideologischen auseinandersetzung. teile des wirtschaftsbundes und teile der unos (neos) wollten den kollektivvertrag kündigen bzw. auf keinen fall eine tarifanpassung vornehmen, so lange es keinen neuen kollektivvertrag gibt. 
man kann sowohl für das eine, wie auch für das andere position beziehen, das ist aus meiner sicht vollkommen legitim, ich lehne das zwar inhaltlich ab und habe dafür auch aus meiner sicht gute argumente, aber verschiedene meinungen sind in einer demokratie nicht nur zulässig sondern wichtig. 

was jedoch aus meiner sicht gar nicht geht, ist es, anderen diese meinung abzusprechen und sie für ihre haltung zu beschimpfen. dass sich gerade kollege alexander khaelss-khaelssberg von den unos dazu in einer besonders unflätigen art und weise dazu hinreißen ließ, wirft kein gutes licht auf die unos. ich will vorausschicken, dass ich denke, dass von den 5 mandatarinnen und mandataren 3 diese ausdrucksformen nicht verwenden würden, auch wenn in ihrem namen der folgende blogbeitrag geschrieben wurde.


was mir bei der diktion von khaelss-khaelssberg auffällt, ist der umstand, dass man eine solche wortwahl eigentlich nur von der fpö gewöhnt ist. die schießt sich schon seit den 90igern auf die gesetzlichen interessensvertretungen ein und beschimpft ehrenamtliche funktionäre gerne pauschal als bonzen, die vertretenen in den kammern sind allesamt zwangsmitglieder. das erinnert immer mehr an die rufe "wir sind das volk". auch hier gilt: natürlich ist es legitim die wko infrage zu stellen, das tue ich ja auch und natürlich kann man die meinung vertreten, dass die pflichtmitgliedschaft nicht mehr in die zeit passt, aber dafür kann man dennoch andere worte finden. zudem finde ich es einigermaßen skurril, dass man sich in eine institution wählen lässt, die man so sehr ablehnt. daraus ergeben sich naturgemäß anachronismen, darum erinnern mich manche auch immer mehr an reichsbürger als an ehrliche interessenvertreter. 



wenn aber kollege khaelss-khaelssberg all jene als schwachmaten und gehirnamputierte bezeichnet, die nicht seiner meinung sind, dann muss ich den eindruck gewinnen, dass er wohl eine zu lange reise in die familienvergangenheit angetreten ist, als noch galt "wir (ich) bin der staat". er muss damit leben, dass zwei gewählte fraktionen team werbung wien - swv und grüne wirtschaft zusammen mehr stimmen bekommen haben, als wirtschaftsbund und neos. es gibt einen gewählten obmann und eine auf bestimmte sachthemen geschlossene reformpartnerschaft. diese hat sich vorgenommen den kollektivvertrag zu modernisieren und das wird uns auch gelingen. 

dass die unos hier inhaltlich nicht mitarbeiten wollen, finde ich schade, aber nach zwei jahren erfahrung verwundert mich das auch nicht. es gab in all der zeit keinen einzigen inhaltlichen beitrag, mir ist kein einziger satz zu einem zu begutachtenden gesetz in erinnerung, ich kenne keine idee, kein konzept, wie man der branche helfen könnte bzw. die rahmenbedingungen verbessern könnte. mir ist bewusst, dass das arbeit ist und damit zeit kostet, aber gerade die zu beschimpfen, die bereit sind, diese zeit aufzubringen, ist schon einigermaßen kühn.


wenn er von einer schwachbeinigen versagertruppe schreibt und damit mit dem finger auf 16 gewählte mandatarinnen und mandatare zeigt, dann sollte er sich bewusst sein, dass in diesem augenblick vier auf ihn selbst gerichtet sind. das würde dann wohl der wahrheit auch näher kommen. 

inwieweit eine haltung für die unos - die ja als teil der neos österreich erneuern wollen, tragbar ist, die da lautet, egal was ihr vorlegt, ich werde dagegen stimmen, darüber sollten sich die wähler der unos gedanken machen. es waren ja nicht so wenige.