letzte woche bin ich zum gefühlt hundertsten mal gefragt worden, wie ich die agentur der zukunft sehe? meine antwort war, stell doch bitte die frage noch einmal und diesmal ohne dem wort agentur. dieser begriff, das festhalten an ihm hindert uns, unsere branche neu zu ordnen. für mich gilt "die agenturen sind tot". das trifft zurzeit auf viele uns lieb gewonnene bereiche zu. es gibt nicht wenige die postulieren "print ist tot". "wetten, dass.. ist definitiv schon tot.
ich bin nun seit mehr als 10 jahren direkt in dieser branche und davor war ich begeisterter konsument und kunde. in diesen rund 20 jahren hat sich ein strukurwandel vollzogen, der in den letzten fünf jahren dermaßen an geschwindigkeit gewonnen hat, dass schon die aktuellen veranstaltungen und podiumsdiskussionen zu diesem thema veraltet wirken müssen.
willkommen in der zukunft kann ich nur sagen, diese zukunft hat schon gestern begonnen, sie will nur von ein paar schlafmützen nicht wirklich wahr genommen werden. dazu zählen branchenmedien, aber vor allem zählt dazu die eigene standesvertretung, die wie ein faultier in den bäumen hängt und zusieht wie rund herum wieselflinke kleintiere die bäume beherrschen.
dieses bild kann man gut umlegen: kaum mehr eine echte innovation geht von großen strukturen hervor, man hält an überkommen ritualen fest und klopft sich auf riesigen festivals gegenseitig auf die schultern. man sieht dem eigenen untergang zu und versteht die vielen EPUs und KMUs nicht, die rund herum schnell agieren, neues entwickeln, top qualifiziert sind und großes leisten. und weil das alles so ist, finde ich so wunderbar absurd, dass die fachgruppe werbung wien die berufsgruppen "reformiert" und "neu" definiert und dabei wieder auf das gewerbe werbeagentur setzt. das hat schon was vom rührigen kaiser franz josef, der keine ubahn in wien wollte und auch dem elektrischen licht sehr skeptisch gegenüber stand.
ich habe so das gefühl, für die fachgruppe werbung wien ist die eigene branche neuland.
